Fräuleinwunder oder Erfüllungsgehilfinnen der Obrigkeit? Kriminalbeamtinnen in der Weimarer Republik

 

In der Serie “Babylon Berlin” ist die junge Berlinerin Charlotte Ritter eine der Protagonistinnen, die sich und ihre Familie als Arbeiterkind mit Tippsenjobs durchbringt und ihr Einkommen als Animierdame und Gelegenheitsprostituierte im “Moka Efti” aufbessert. Bei ihrer Aushilfstätigkeit kommt sie auf den Geschmack und bewirbt sich als Kriminalassistentin.

In Volker Kutschers zugrunde liegenden Kriminalromanen „Der nasse Fisch“ ff. ist sie das „Fräuleinwunder“ der Weimarer Republik: Sie studiert, lebt in einer Frauen-WG mit einer Freundin und geht trotz aller Widrigkeiten, die ihr als Frau in der Männerwelt der Polizei begegnen, ihren Weg.

Die Realität von Kriminalbeamtinnen der Weimarer Republik geben Filme und Krimis nur teilweise wieder:  1923 arbeiteten in Köln Frauen im Polizeidienst, anfangs in einer „Frauenwohlfahrtspolizei“, unter Leitung der ehemaligen Fürsorgerin Josephine Erkens. 1926/27 nahmen Baden, Sachsen, Hamburg und Preußen Frauen in den Polizeidienst auf. Prägende Figuren waren Friederike Wieking (1891-1958) und Josephine Erkens (1889-1974).

Wieking behielt ihren Posten nach 1933, unter anderem waren die  Jugend-KZs Moringen und Uckermark unterstellt.

Josephine Erkens´ Karriere kam durch den Selbstmord zweier Hamburger Polizeibeamtinnen ins Wanken, die Position der neu etablierten weiblichen Kriminalpolizei schwächte dies. Ihre Berufsbiographie hat Ursula Nienhaus in u.g. Werk rekonstruiert und in den Kontext der damaligen Frauenbewegung gestellt.

Rezension von Elisabeth Kohlhaas zu Ursula Nienhaus, „Nicht für eine Führungsposition geeignet“: Josephine Erkens und die Anfänge weiblicher Polizei in Deutschland 1923-1933, Münster (Westfälisches Dampfboot), 1999, 146 Seiten. Veröffentlicht auf werkstattgeschichte.de

https://werkstattgeschichte.de/wp-content/uploads/2017/01/WG28_109-110_KOHLHAAS_POLIZEI.pdf

Weitere Rezension von Christa Schikorra auf querelles.net:

https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/53/53

Zeittafel auf der Website der Polizeigewerkschaft zur Geschichte der weiblichen Polizei:

https://www.gdp.de/gdp/gdpnrw.nsf/id/1306E8480109D164C1257AA2002C0AD6/$file/Zeittafel_weibliche_Polizei.pdf

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