Kunst der Weimarer Republik auf der Art Cologne

Die zwanziger Jahre stehen modisch und in der Populärkultur hoch im Kurs, was zum Beispiel die Neuauflage von damals bereits sensationslüsternen Werken wie Curt Morecks „Führer durch das ´lasterhafte´ Berlin“ zeigt. Aber zu welchen Werten wird Kunst der Weimarer Republik heute gehandelt? Gibt es Auswirkungen von Ausstellungen wie „Glanz und Elend in der Weimarer Republik“ in der Frankfurter Schirn? Mit dem Nennen von Preisen sind Galeristen knausrig. Ein kurzer Überblick aus der Halle 11.1 der Art Cologne:

„Man merkt schon, dass da ein wenig Zug reinkommt“, konstatiert der Galerist Thomas Derda, 2015 von Bielefeld nach Berlin gezogen. Auch dass das Jubiläum des Bauhaus 2019 seine Schatten voraus wirft, spürt er.
Zu dieser Feststellung hatte er mindestens einen guten Grund: Aus seinem Bestand erwarben die „Freunde der Art Cologne“ für 11.000 Euro Oskar Schlemmers „Figur H2“ von 1921, die künftig den Bestand des Museums für Angewandte Kunst in Köln bereichern wird. Werke von Lyonel Feininger sind weitere Zugpferde. „Dazu habe ich Bilder im Kopf. Ich stelle mir vor, wie Feininger in seinem Anzug durch Thüringens Dörfer radelt. Diese Motive hat er auch noch 30 Jahre später gemalt, das fasziniert mich“, begeistert sich Derda.
„Der Markt war schon vor „Glanz und Elend“ leer gefegt, heißt es dagegen am Stand von Fischer Kunsthandel & Auktion. Zu den Blickfängen gehören meisterliche Aquarelle der im Rahmen der NS-Euthanasie-Aktion ermordeten Elfriede Lohse-Wächtler,
außerdem Werke des früh verstorbenen Kölners Heinrich Hoerle sowie Lithographien und Radierungen von Otto Dix.

“Selbstbildnis”, Elfriede Lohse-Wächtler. Diese Abbildung ist lediglich verlinkt.

 

“Entweder man interessiert sich für diese Epoche oder nicht”

Auswirkungen der Frankfurter Ausstellung spürte man auch am Stand der Galerie Faber aus Wien nicht. „Entweder man interessiert sich für diese Epoche oder nicht“, hieß es dort. Einen Gelatinesilberprint eines Fotos von August Sander von 1990 konnten Besucher dort für 18.000 Euro erwerben, ein Abzug des Doppelporträts „2 Boxer“ von 1928/1993 für 6.300 Euro.

 

 

 

Kunsthandel Hagemeier aus Frankfurt bot Christian Rohlfs Ölgemälde „Sommerfrische“ von 1922 für 225.000 Euro an. Zugpferd waren sicher Werke Josef Scharls (1896-1954), am „Bürgerlichen Paar“ von 1927 klebte ein roter Punkt. Werke Scharls aus den 40er und 50er Jahren sind für 65.000 bis 125.000 Euro zu haben. Zu den teuersten Werken gehörte das eines Künstlers, der zur Zeit der Weimarer Republik seinen künstlerischen Höhepunkt bereits hinter sich hatte: Ernst Ludwig Kirchners „Ruderer“ von 1928/29, angeboten von der Galerie Henze & Ketterer aus gehörte mit 3,6 Millionen Euro zu den teuersten Werken der Messe.

© Text Annette von Czarnowski

Ernst Ludwig Kirchner, "Ruderer", 1928/29, Galerie Henze & Ketterer
Ernst Ludwig Kirchner Ruderer, 1928–1929 Öl auf Leinwand 120 x 134 Rückseitig mit dem Nachlass-Stempel und der Nummerierung “KN-Da/Bh 1” Provenienz: Nachlass Ernst Ludwig Kirchner WVZ: Gordon 0916 Diese Abbildung ist lediglich verlinkt

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